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Schaut man sich das Wachstum des Interim Marktes der letzten Jahre an, wird deutlich: Unternehmen setzen vermehrt auf externe Fachkräfte, um ihre Herausforderungen anzugehen. Der Branchenverband Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e. V. (DDIM) prognostiziert, dass der Interim Management Markt in Deutschland im Jahr 2024 ein Rekordvolumen von über 2,9 Mrd. Euro erreichen werde. Seit 2019 läge damit eine Steigerung von etwa 1 Mrd. Euro vor.
Die Bereiche, in denen Interim Manager eingesetzt werden, sind vielfältig und umfassen unter anderem das Finanz- und Rechnungswesen, das Personalwesen und das Marketing. Einer der häufigsten Schwerpunkte liegt im Controlling. Laut einer Umfrage der Ludwig Heuse GmbH entfielen etwa 9 Prozent der Interim Einsätze in der D-A-CH Region 2022 auf diesen Bereich.
Doch welche Aufgaben kann ein Interim Manager im Controlling übernehmen und welchen Mehrwert bringt er Organisationen?
Interim Controller können sowohl alle Aufgaben des operativen als auch des strategischen Controllings abdecken. Zusätzlich fallen projektbezogene Tätigkeiten in ihr Aufgabengebiet. Der folgende Regelkreis veranschaulicht die typischen Arbeitsabläufe im Controlling:
Im Einzelnen umfassen die Schritte unter anderem diese Aufgaben:
Durchführung von Soll-Ist-Analysen: Mithilfe von Soll-Ist-Analysen können Abweichungen von Kostenzielen erkannt und rechtzeitig Gegenmaßnahmen bestimmt werden.
Finanzberichterstattung: Durch die Erstellung von Berichten wie dem Jahresabschluss wird die finanzielle Lage von Organisationen dargestellt und kann gegenüber Stakeholdern präsentiert werden.
Budgetierung: Bei der Budgetierung werden Unternehmensbudgets bestimmt und optimiert.
Risikomanagement: Finanzielle Risiken werden ermittelt und bewertet, um geeignete Maßnahmen zu deren Minimierung bestimmen zu können.
Compliance-Überwachung: Es muss sichergestellt werden, dass alle finanziellen Aktivitäten und Berichterstattungen den geltenden gesetzlichen Bestimmungen entsprechen.
Optimierung von Prozessen: Durch die Implementierung geeigneter Tools und die Anpassung von Strukturen können bestehende Prozesse im Controlling effizienter gestaltet werden.
Strategische Planung: Basierend auf den ermittelten finanziellen Daten werden im Rahmen der strategischen Planung Ziele definiert und entsprechende Maßnahmen festgelegt, um diese zu erreichen.
Unternehmen profitieren beim Einsatz externer Controller von zahlreichen Vorteilen. Insbesondere die große Fachexpertise, die Interim Controller mitbringen, stellt einen hohen Mehrwert dar. Zum einen sammeln sie durch ihre Tätigkeit bei einer Vielzahl von Mandaten wertvolle, praktische Erfahrung im Controlling verschiedener Branchen und Unternehmensgrößen. Zum anderen sind sie Experten auf ihrem Gebiet und verfügen über ein umfangreiches theoretisches Wissen. Beide Aspekte können sie gewinnbringend in Unternehmen einbringen.
Darüber hinaus zeichnet sich Interim Controlling dadurch aus, dass es meist sofort umsetzbar ist. Das ermöglicht es Unternehmen, flexibel auf Herausforderungen reagieren zu können und den Betrieb auch bei unerwarteten Problemen nahtlos aufrechtzuerhalten.
Beginnen Interim Controller mit ihrer Tätigkeit in einer neuen Organisation, bedarf es dank ihrer Flexibilität und Anpassungsfähigkeit keiner langen Einarbeitungsphase. Aufgrund wechselnder Einsätze sind sie es gewohnt, sich schnell an unterschiedliche Unternehmenskulturen und -situationen anzupassen. Dadurch können sie sich im Regelfall fließend in bestehende Teams integrieren, einen reibungslosen Übergang gewährleisten und zeitnah proaktiv handeln.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Effizienz, mit der Interim Controller ihre Aufgaben erledigen. Da ihr Einsatz zeitlich begrenzt ist, sind sie fokussiert darauf, zeitnah Ergebnisse zu erzielen. So können sie auch in kurzen Übergangsphasen dazu beitragen, finanzielle Unternehmensziele zu erreichen und einen nachhaltigen Erfolg anzustreben.
Wie bereits erläutert, gibt es eine Vielzahl von Aufgabenfeldern, die Interim Controller übernehmen können. Gleiches gilt auch für mögliche Szenarien, in denen ihr Einsatz besonders sinnvoll ist:
1. Personelle Engpässe
Mitarbeiterwechsel, Krankheitsausfälle oder langwierige Rekrutierungsprozesse – ein Mangel an Fachpersonal im Unternehmen kann viele Ursachen haben und den Geschäftsbetrieb stark beeinträchtigen. Interim Controller können kurzfristig einspringen, um derartige Engpässe zu überbrücken. So stellen sie die Kontinuität im Controlling sicher.
2. Restrukturierungen
Restrukturierungen gehen oft mit neuen Abläufen oder der Implementierung aktualisierter Software einher, was Mitarbeiter vor Probleme stellen kann. Interim Controller helfen dabei, geplante Anpassungen effizient umzusetzen und daraus resultierende Veränderungen zu überwachen. Dabei achten sie darauf, Mitarbeiter bei der Umstrukturierung zu integrieren. Auf diese Weise kann der kurzfristige Mehraufwand einer Restrukturierung bewältigt und ein reibungsloser Übergang geschaffen werden, ohne dass eine dauerhafte Anstellung erforderlich ist.
3. Wachstumsphasen
Zeiten des Wachstums stellen Organisationen vor neue Herausforderungen, wie beispielsweise begrenzte finanzielle Ressourcen. Interim Controller sind durch ihren Einsatz in unterschiedlichen Umfeldern meist mit verschiedenen Wachstumsphasen vertraut und wissen, worauf es ankommt, um diese erfolgreich zu gestalten. Mit ihrem Wissen unterstützen sie dabei, Budgets und Handlungsmaßnahmen anzupassen, um ein gesundes Wachstum zu ermöglichen.
4. Controlling-Projekte
Bei der Durchführung spezifischer Controlling-Projekte ist es ähnlich wie bei Restrukturierungen. Interim Controller bringen wertvolle Expertise zur Umsetzung ein, ohne dass dafür eine dauerhafte Anstellung erforderlich ist. Konkret unterstützen sie dabei, Projekte effizient durchzuführen, benötigte Tools zu implementieren und die Mitarbeiter zu schulen.
5. Fehlende interne Teams
In großen Unternehmen sind Controlling-Teams fester Bestandteil der Struktur. Anders sieht es in kleinen Unternehmen aus. Sie haben häufig weder die Zeit, noch das Know-how oder die personellen Ressourcen, um eigenständige, funktionierende Controlling-Abteilungen einzurichten. Das kann zur Folge haben, dass erforderliche Controlling-Aufgaben nicht oder nicht zuverlässig durchgeführt werden, Zuständigkeiten nicht klar verteilt sind und es an einer Grundlage für eine verlässliche Kontrolle der Finanzen eines Unternehmens fehlt. Mit dem Einsatz von Interim Controllern kann auch in Kleinunternehmen ein funktionierendes Controlling sichergestellt und so die Basis für finanzielle Stabilität geschaffen werden. Da der Einsatz nur temporär ist, bietet das Interim Management für Kleinunternehmen eine hilfreiche Sofortlösung, ohne langfristige finanzielle Verpflichtungen eingehen zu müssen.
Neben den bereits genannten internen Ursachen für Personallücken stellt der Fachkräftemangel als externer Faktor Unternehmen in vielen Branchen vor derzeit große Herausforderungen. Eine Umfrage der Beratungsgesellschaft Horváth aus dem Jahr 2022 kam zu dem Ergebnis, dass etwa 11 Prozent der offenen Positionen in den Bereichen Finance und Controlling unbesetzt bleiben. Ein Umstand, der eine Vielzahl an negativen Folgen für Organisationen mit sich bringen kann. Darunter unter anderem Wachstumseinschränkungen, Qualitätsmängel sowie Überlastung der vorhandenen Mitarbeiter.
Durch den Fachkräftemangel nimmt auch die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern häufig einen langen Zeitraum in Anspruch. Interim Controller können diese Phasen überbrücken. Das gelingt dank ihrer Expertise, ohne dass die Qualität der Controlling-Prozesse beeinträchtigt wird. Gleichzeitig können Organisationen von neuen Impulsen und dem Know-how eines Interim Managements profitieren. Damit füllt der Einsatz von Interim Controllern nicht nur personelle Lücken, sondern ermöglicht, dass temporäre Vakanzen effektiv genutzt werden. Erfolgt im Anschluss eine nachhaltige Übergabe an den Mitarbeiter, der die Stelle zukünftig besetzen wird, kann das Unternehmen langfristig von Interim Einsätzen profitieren und so auch zukünftig die negativen Auswirkungen des Fachkräftemangels mildern. Damit bietet Interim Controlling eine Teillösung gegen die Probleme des Fachkräftemangels, ersetzt jedoch nicht die Notwendigkeit, langfristige Strategien zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften zu entwickeln. Nur so kann nachhaltig die Stabilität des Unternehmens gewährleistet werden.
Neben dem Fachkräftemangel erfordert in der heutigen Zeit die vierte industrielle Revolution, die sogenannte Industrie 4.0, eine Neuausrichtung der Unternehmensplanung. Sie umfasst die Möglichkeit, Steuersysteme, Maschinen und Abläufe durch digitale Technologien intelligent miteinander zu vernetzen. Ein Wandel, der auch für das Berufsbild des Controllers große Veränderungen mit sich bringt.
Um das Potenzial der Industrie 4.0 im Controlling optimal nutzen zu können, müssen neue IT-Systeme implementiert werden, die eine nahtlose Datenübertragung ermöglichen. Administrative Tätigkeiten wie die Datenerfassung fallen dadurch künftig für Controller weg. Stattdessen wird sich ihr Fokus verstärkt auf strategische Aufgaben verlagern. Durch die Implementierung und Verknüpfung moderner Tools liegen ihnen große Mengen an Daten in Echtzeit vor, die verwaltet und analysiert werden müssen.
Zudem erhöht eine Vernetzung von Systemen das Risiko für Datenmissbrauch und Cyberangriffe. Um dennoch die Vertraulichkeit von Daten gewährleisten zu können, müssen angemessene Sicherheitsmaßnahmen eingeführt werden.
Die Bewältigung dieser Hürden erfordert nicht nur die Einführung neuer Technologien, sondern auch eine Anpassung der Arbeitsprozesse. Um diese effektiv umzusetzen und steuern zu können, benötigen Controller andere Qualifikationen als noch vor wenigen Jahren. Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter frühzeitig auf die Veränderungen vorbereitet werden. Nur so kann eine erfolgreiche Anpassung an die Bedingungen der Industrie 4.0 gelingen.
Interim Controller, die neben Kenntnissen in der IT und Betriebswirtschaft auch ein Verständnis für Produktionsprozesse mitbringen, können Unternehmen in der heutigen datengetriebenen Welt erfolgreich unterstützen. Darüber hinaus bringen Interim Manager die nötige Flexibilität mit, um auf die spezifischen Herausforderungen der Industrie 4.0 eingehen zu können. So können sie den gesamten Transformationsprozess begleiten. Durch Schulungen der Mitarbeiter und die Entwicklung von Anpassungsstrategien können Interim Controller dazu beitragen, nicht nur die Herausforderungen zu bewältigen, sondern darüber hinaus die Chancen zu nutzen, die die digitale Transformation bietet.
Damit ein Interim Controller die Anforderungen eines Unternehmens erfüllen kann, muss sichergestellt werden, dass er bestimmte Kriterien erfüllt. Um sich gewinnbringend einbringen zu können, ist ein großer Erfahrungsschatz wichtig. Sehr gute Team- und Kommunikationsfähigkeiten sind ebenfalls unerlässlich, um eine reibungslose Integration in bestehende Teams zu gewährleisten. Zudem sollte eine hohe Leistungsfähigkeit, auch unter Druck, gegeben sein, damit auch in kurzer Zeit Ergebnisse erzielt werden können.
Neben den fachlichen und persönlichen Eigenschaften muss zudem die Verfügbarkeit von Interim Controllern zu den Unternehmensanforderungen passen. Sie sollten zeitnah einsetzbar sein, um auch bei unvorhergesehenen Problemen umgehend unterstützen zu können.
Diese Aspekte stellen die Grundanforderungen für einen erfolgreichen Einsatz dar. Darüber hinaus können individuelle Fähigkeiten erforderlich sein, die auf die spezifischen Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnitten sind. Darunter fallen beispielsweise Kenntnisse einer bestimmten Branche oder im Umgang mit konkreten Tools. Daher ist eine gründliche Analyse der Unternehmensanforderungen vor der Wahl eines Interim Managers unerlässlich.
Die Kosten für Interim Controller werden in der Regel auf Grundlage von Tagessätzen berechnet und variieren je nach Einsatzdauer, Expertise, Standort und Komplexität des Einsatzes. Beim Interim Management gilt grundsätzlich die 1-Prozent-Regel, die besagt, dass der Tagessatz eines Interim Managers etwa 1 Prozent des Brutto-Jahresgehalts betragen soll, den eine Fachkraft in vergleichbarer Anstellung erhalten würde. Im Durchschnitt liegt der Tagessatz in Deutschland zwischen 800 und 1200 Euro. Erfolgt der Einsatz vor Ort, können, je nach Entfernung, weitere Kosten für An- und Abfahrt und Unterkunft dazu kommen.
Der Einsatz eines Interim Controllers lohnt sich vor allem dann, wenn ein Unternehmen auch langfristig davon profitieren kann. Hierfür spielt die Übergabe am Ende eines Auftrages eine zentrale Rolle.
Wichtig ist zunächst, dass der Einsatzzeitraum ausreichend bemessen wird, um sicherzustellen, dass alle erforderlichen Aufgaben ordnungsgemäß abgeschlossen und ein “weicher Übergang” durchgeführt werden kann. Bei einer zu kurzen Einsatzzeit besteht die Gefahr eines abrupten Wechsels. Doch nur wenn der zukünftige Manager vom Interim Controller vorab gründlich in die laufenden Aktivitäten eingearbeitet wurde, kann eine reibungslose Fortführung des Betriebs erzielt werden. Daher sollten vor Übergabe eine genaue Dokumentation der Prozesse und regelmäßige Gespräche zwischen Interim Controller und künftigem Controller stattfinden.
Der effektivste Übergang kann mit einer sogenannten "Ausphase" des Interim Managers erreicht werden. In dieser Phase werden seine Einsatztage vor Ort allmählich reduziert, während die Verantwortlichkeiten schrittweise an den neuen Manager übergeben werden.
Zudem kann die gezielte Auswahl der Aufgaben eines Interim Controllers zu einem nachhaltigen, positiven Effekt seiner Arbeit beitragen. Gerade bei längeren Einsätzen sollte es Teil seiner Verantwortlichkeiten sein, nicht nur aktuelle Herausforderungen anzugehen, sondern sich auch in die langfristige strategische Planung einzubringen. Das umfasst die Identifizierung von Verbesserungspotenzialen und das Ableiten entsprechender Handlungsempfehlungen.
Auch von den Beratungsfähigkeiten eines Interim Controllers können Unternehmen nachhaltig profitieren. Er kann das interne Controlling-Team weiterentwickeln und ihm die Kompetenzen vermitteln, die es benötigt, um Prozesse im Anschluss eines Einsatzes eigenständig optimieren zu können.
Die steigende Nachfrage nach Interim Controllern verdeutlicht die Vielfalt ihrer Einsatzmöglichkeiten. Sie ermöglichen Unternehmen, flexibel auf verschiedene Herausforderungen wie Personalengpässe, Wachstumsphasen oder Restrukturierungen reagieren zu können. Dabei profitieren die Organisationen nicht nur von der Expertise von Interim Managern, sondern auch von ihrer Flexibilität und Effizienz.
In einer Zeit, in der die Entwicklung neuer technischer Lösungen immer schneller vorangeht, stehen Unternehmen permanent vor neuen Herausforderungen. Die Anforderungen werden durch die künstliche Intelligenz (KI) und die neue industrielle Revolution zunehmen. So wird Studien zufolge erwartet, dass KI bis 2030 eine jährliche Wachstumsrate von 36,6 Prozent verzeichnen wird. Durch technologische Disruptionen und wachsende Marktkomplexität werden Interim Controller zukünftig vermehrt als strategische Unterstützung fungieren. Die Zeiten, in denen sie lediglich als temporäre Lösung zur Vakanzüberbrückung angesehen wurden, gehören der Vergangenheit an.
